BUCHEUPHORISIERT - VON KOPF BIS FUß
Aktualisiert: 14. Okt. 2022
Neulich als ich mit meiner Freundin sprach, sagte ich zu ihr: "Ich bin ganz bucheuphorisiert!" Und je länger ich darüber nachdenke, umso mehr fällt mir auf, dass ich eigentlich schon immer bucheuphorisiert war. Als Kind lauschte ich den vorgelesenen Geschichten meiner Mama, den erzählten Seemannsgeschichten meines Papas, den Vergangenheitsgeschichten meiner Großeltern, Tante und Onkel sowie Märchenerzählungen meiner Oma. Während ich Hörspiele rauf und runter hörte, nahm ich Bücher während meiner späten Kindheit und Jugend eher selten in die Hand. Heute weiß ich warum: Ich war einfach schon immer ungeduldig und wenn mir die Dinge nicht schnell genug von der Hand gingen, so suchte ich einen anderen Weg, um die Dinge anzugehen. So war es wohl auch mit dem Lesen. Ich las und las und fühlte mich doch, wie eine Schnecke. Ich kam einfach nicht weg vom Fleck. Nicht wirklich voran. Die Wörter zogen sich, trotz toller Geschichten, wie Kaugummi. Also hörte ich die Geschichten als Hörbücher oder Hörspiele oder überredete meine Mama mir vorzulesen, was sie auch noch lange tat als ich bereits selbst lesen konnte. Dass hinter Hörbüchern und -spielen gleichermaßen Autoren stecken, die durch ihre Worte eine Welt erschaffen, in der man sich hörend verlieren kann, das war mir als Kind noch nicht klar. Heute bedauere ich sehr, dass ich nicht doch mehr gelesen habe und hoffe sehr, dass meine eigenen Kinder neben dem Genuss des Vorlesens und Hörbücherhörens, eines Tages auch als Kind viel und gerne lesen. Einfach aus dem Grund, dass ich so gerne Bücher in den Händen halte und es als Besonders empfinde, sich Zeit zu nehmen, um einfach zu lesen ohne nebenbei etwas anderes zu tun.
Als junge Erwachsene nahm ich zunehmend häufiger Bücher in die Hand und las sie zu Ende. Immer noch langsam. Während Freundinnen dieselben Bücher innerhalb kürzester Zeit verschlangen, brauchte ich Monate, um ein Buch zu beenden.
Aber ich wurde geduldiger und euphorisierter...
