Ganz zu Beginn meines Kinderbuchautorinnendaseins habe ich häufige abends bis nachts geschrieben und an den Buchprojekten gearbeitet. Ich war in Elternzeit und eine Pandemie verschaffte mir viel Zeit zu Hause mit meiner Familie. Drei kleine Kinder wuselten durch meinen Alltag. Trotzdem habe ich mich abends, als endlich Ruhe im lauten Familienalltagstrubel eingekehrt war, an den Schreibtisch gesetzt und an meinem Kinderbuchtraum gearbeitet.
Nach meiner dritten und letzten Elternzeit nahm ich dann wieder meinen Beruf als Grundschullehrerin auf und merkte schnell, wie knapp mein Zeitfenster für mein Autorinnendasein wurde. Ich schob manchmal Pläne, Ideen und Arbeit Woche um Woche vor mir her und arbeitete nie alles zu Ende. Wollte ich doch so viel mehr schreiben und meine Buchprojekte voranbringen. Dieses Vormirherschieben ist völlig unüblich für mich, es sei denn es geht um meine Ablage und Papierkram oder aber lästige Hausarbeiten. Ich begann also wieder neben meinem Grundschullehrerinnenalltag und Mamaalltag abends zu schreiben. Es wurde oft spät und ich war müde. Müde, aber dennoch glücklich. Doch meinem Mann und mir wurde schnell klar, so darf mein Autorinnenalltag keinesfalls aussehen. Ich brauchte einen festen Vormittag, an dem ich mich um meine Buchprojekte kümmerte. Ich reduzierte erneut meine Unterrichtsstunden. In erster Linie für unseren Familienalltag. Aber auch, um einen weiteren freien Vormittag zu Hause zu haben, an dem ich an meinem Kinderbuchtraum arbeiten konnte. Zugegebener Maßen holperte es manche Wochen: Mal war eines der Kinder krank oder ich selbst. Termine passten nur an diesem freien Vormittag. Irgendwie kam immer wieder etwas dazwischen, um von einem festen Autorenvormittag sprechen zu können. So hatte ich mir das Ganze nicht vorgestellt.
Klappte es an meinem angedachten Schreibvormittag nicht, so setzte ich mich konsequent abends an den Schreibtisch. Ich kam voran. Aber eigentlich bin ich ein Morgenmensch. 9 Uhr morgens war schon zu Unizeiten meine beste Tageszeit, um produktiv zu arbeiten. Also schaffte ich mir einen Kalender für 2023 an. In meiner Lieblingsfarbe grün. Mit einem schönen Ledereinband. Ich blockte mir mit einem Textmarker alle Mittwoch-Vormittage. Dasselbe tat ich in meinen anderen Kalendern. So bekam es eine Verbindlichkeit und ich nahm meine Arbeit als Autorin tatsächlich nur aufgrund des Markierens noch ernster. Seit Beginn des Jahres gehört dieser Mittwoch mir als Autorin. Die Kinder bringe ich pünktlich weg, sodass ich spätestens um 9 Uhr am Schreibtisch oder Esszimmertisch sitze. Jede Woche ist geplant mit dem, was ich schaffen und arbeiten möchte. Das kann die Planung einer Lesung sein, das Schreiben von Socialmediabeiträgen, Buchhaltung, Schreiben eines Buches, Korrektur oder oder oder. Ich fange an. Ohne wenn und aber. Ohne Handy und ohne an den Haushalt und den Rest des Familienalltags zu denken. Das klappt tatsächlich sehr gut. Ich muss dann zwar manche Tage die Scheuklappen aufsetzen, über Wäscheberge steigen oder aber die Frühstückskrümel auf dem Fussboden ignorieren. Das gelingt mir aber sehr gut. Denn manchmal muss man einfach machen. Anfangen und andere Dinge sein lassen. Ausreden um etwas nicht zu tun, gibt es genug.
Wie sagte meine Freundin vor vielen Jahren zu mir:
MAN HAT NICHT KEINE ZEIT. MAN NIMMT SICH ZEIT. ZEIT FÜR DIE DINGE, DIE EINEM WICHTIG SIND.
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