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Bereits als Kind liebte ich es, wenn meine Eltern mir vorlasen. Manche Bücher kannte ich auswendig, so oft wurden sie mir vorgelesen.
Meine Leidenschaft für Kinderliteratur entfachte jedoch so richtig als ich während meines Referendariats an meiner Ausbildungsschule eine Schülerbücherei eröffnete. Durch die finanzielle Unterstützung der Osthushenrich-Stiftung war dieses Projekt möglich. Viele Male ging ich bei der Buchhandlung Linnemann in Paderborn ein und aus. Stöberte, ließ mich beraten und kaufte ein. Alle Bilderbücher, die ich anschaffte, las ich zunächst selbst. Mit meiner Schülerschaft verbrachte ich viele Unterrichtsstunden in der Bücherei, um die Lust am Lesen und an der Buchausleihe zu wecken. Beim Vorlesen hingen die Kinder an meinen Lippen, es war oft mucksmäuschenstill. Die Kinder betrachteten fasziniert die Bilder im Buch. Dabei fiel mir auf, dass viele Autorinnen und Autoren das Buch ihrem Kind widmeten. Von da an ließ mich der Gedanke, wie schön es doch wäre, eines Tages selbst ein Bilderbuch für mein Kind zu schreiben, nicht mehr los.
Auch drei Jahre später, fest im Berufsleben angekommen und etliche Vorlesestunden später, schwirrte der Gedanke noch immer in meinem Kopf umher. Vor allem auf den Nachhausefahrten im Auto kreisten meine Gedanken immer wieder um die Idee vom eigenen Bilderbuch. Mit der Zeit wurde mir klar: Eine Fantasiefigur mit eigenem Charakter sollte die Hauptrolle spielen, während Tiere die Nebendarsteller sein sollten. Außerdem wollte ich es in Reimform schreiben. (Ich liebe es nach wie vor beim Vorlesen von Reimen mit meiner Stimme zu spielen. Und schließlich sollte das Vorlesen ja nicht nur den Zuhörern, sondern auch Vorlesern Spaß bringen.😉) So viel stand also fest. Als ich bereits mit meiner Tochter schwanger war, erzählte ich meiner Kollegin, dass ich ein Bilderbuch schreiben möchte. Für meine Tochter.
Sie schmunzelte. Es war kein abschätziges "ist-schon-klar-du-schreibst-mal-ebenso-ein-buch-Schmunzeln", sondern ein "ich-weiß-du-machst-das-wirklich-Schmunzeln".
Wer mich gut kennt, weiß, dass meine Mama einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben ist.❤️ Wahrscheinlich schweißt es ungemein zusammen, wenn der Papa bzw. Ehemann jahrelang zur See gefahren ist und wir somit lange Zeit zu zweit waren. Keine Geschwister und die Familie weit weg, saßen wir beiden seit meiner Kindheit jeden Tag am Esstisch und hielten Klönschnack. Als es mich dann nach NRW verschlug, telefonierten wir beinahe täglich. Bis heute ist das so. Wobei wir uns mittlerweile spontan live sehen können, das meine Eltern im vergangenen Jahr zu uns nach Altenbeken gezogen sind. Auf dem Weg zur Arbeit telefonierten wir oft morgens schon eine Runde über die Freisprechanlage. Schnackten über alles und jeden und nichts. Eines morgens erzählte sie mir etwas und sagte: "Das ist auch so ein Kamufflon!" (So bezeichnet meine Mama seit jeher Menschen, die stoffelig, motzig oder mürrisch sind... ) Eine Wortneuschöpfung oder lediglich ein Versprecher? Ich weiß es nicht genau. Allerdings bin ich mit dieser Redewendungen groß geworden. An diesem Morgen wusste ich also, wie mein Buch und das gleichnamige Fantasiewesen heißen sollte: KAMUFFLON! Eignet sich doch prima für einen Kinderbuchtitel, oder?😉
Der Titel des Bilderbuches stand also. Im Herbst 2015 verabschiedete ich mich vorübergehend aus dem Schulleben und ging in den Mutterschutz. Meine Kollegin fragte: "Schreibst du denn nun dein Bilderbuch?". Woraufhin ich locker lässig antwortete: "Auf jeden Fall! Das mache ich in meiner Elternzeit, da habe ich ja ZEIT!" (An dieser Stelle darf gerne gelacht werden, ich tue es gerade selbst!)
Die Elternzeit verging schneller als gedacht und so traf ich meine Kollegin beim Klassenfest im Sommer 2016 wieder. Wir plauderten über die viel zu schnell verfliegende Zeit und das baldige Ende meiner Elternzeit. Sie fragte mich: "WAS MACHT DENN DEIN BILDERBUCH?" und ich dachte nur: "Die Zeit rennt! Ich muss anfangen! Sie hat Recht! Wenn nicht jetzt, wann dann? Das Buch muss in der Elternzeit fertig werden!"
Auf der Heimfahrt drehte sich das Gedankenkarussell. Ich kam heim, sagte meinem Mann, ich müsse jetzt mal anfangen das Buch zu schreiben, kramte nach einem Notizbuch und fand unser Reisetagebuch vom Kanadaurlaub. Ich riss die bekritzelten Seiten kurzerhand raus und schrieb erste Ideen auf. Charakterisierte stichwortartig das Kamufflon. Legte die Nebencharaktere sowie die Kulisse fest und sponn so etwas wie einen roten Faden. Besonders wichtig dabei war mir, dass das Bilderbuch Themen umfasst, die für Kinder im alltäglichen Leben eine wichtige Rolle spielen und die sich auch im Unterricht besprechen ließen. Am darauffolgenden Tag, als meine Tochter ihren Mittagsschlaf hielt, setzte ich mich mit meinem Notizbuch auf die Türschwelle zur Terrasse in die Sonne und reimte drauf los. Die Worte flossen wie von Zauberhand aufs Papier. Binnen einer Woche war die Geschichte fertig geschrieben. Da saß ich nun: Mit meinem geschriebenen Bilderbuch - OHNE BILDER.
Fortsetzung folgt...
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Diese Frage stellte mir neulich ein Kind während einer Lesung. Und so wirklich eine passende Antwort hatte ich ehrlicher Weise gar nicht darauf. Ich hätte weit ausholen können, seit wann ich Kinderbücher schreibe und wie ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, Kinderbücher zu schreiben. Ich antwortete dem Kind: „Einfach so!“ und dachte mir zeitgleich: „Was für ein Quatsch, man wird nicht einfach so Kinderbuchautorin! Da gehört schon Einiges zu."
Aber was einfach so geht, das ist: an Träumen festzuhalten und selbst dafür zu arbeiten, dass sich Wünsche erfüllen. Das Glück fällt zwar nicht immer vom Himmel, aber ich habe riesiges Glück mit meiner Familie und meinen Freunden, die mich mit zur Kinderbuchautorin machen.
Da ich mit meiner Antwort nicht so ganz zufrieden war und auch die Blicke des Kindes Bände sprachen, erzählte ich ihm, dass ich schon seit Kindheitstagen sehr gerne Bilderbücher gelesen und später meinen Schülern vorgelesen habe. Immer wieder musste ich dabei feststellen, dass die meisten Bücher jemandem gewidmet sind. Oft sogar den eigenen Kindern, Nichten oder Neffen, Eltern oder Großeltern. Das fand ich so rührend, dass ich den Gedanken, eines Tages selbst ein Buch zu schreiben und dieses meinen eigenen Kindern zu widmen, so schön fand, dass mich diese Idee und dieser Traum nicht mehr los ließen. So lange nicht, bis ich schwanger im Auto saß, mit meiner Mama telefonierte und sie sich lautstark über einen unverschämten Autofahrer, der ihr die Vorfahrt nahm, aufregte und rief: „Was für ein Kamufflon!“ Das war der Moment, der mich zur Kinderbuchautorin gemacht hat. Einfach so!
Ich dachte nur: „Kamufflon, was für ein cooler Name für einen Bilderbuchprotagonisten.“
Zwar dauerte es noch eine Weile bis zur ersten Buchidee, der Buchveröffentlichung und dem Kinderbuchautorinnendasein, doch es war genau der Moment an den ich denke, womit alles begonnen hat. Ich denke gerne an den Weg zurück, auch wenn er zugegebenermaßen nicht immer meiner Ungeduld gefiel. Manchmal ging es mir zu langsam voran und dann wiederum überschlug ich mich selbst. Dass ich eines Tages auf „Lesereise“ gehen würde und Kindern in Kitas, Grundschulen und öffentlichen Kultureinrichtungen aus meinen Kinderbüchern vorlese und ihnen Fragen zum Autorinnendasein beantworte, das hätte ich mir allerdings nicht träumen lassen. Das war kein Plan, den ich mir zurecht gelegt hatte. Ich war ja schließlich fertig ausgebildete und glückliche Grundschullehrerin, was ich auch noch immer bin.
Ich konnte keine konkrete Antwort auf diese Frage geben, weil ich damals noch nicht wusste, dass ich wirklich Kinderbuchautorin werden würde und weil es auch keinen konkreten Zeitpunkt gab, zu dem ich gesagt habe: "Jetzt werde ich Autorin." Das hat sich halt einfach so entwickelt und ich bin verdammt glücklich darüber!
Wie der Weg bis hierhin genau aussah, wie es dazu kam, dass ich meine Bücher im Selfpublishing veröffentliche, wer bei meinen Buchprojekten mitarbeitet und welche Unterstützung ich bei lokalen Buchhandlungen erfahren habe, warum ich Mitglied der Kinderbuchmanufaktur bin, wie mein Autorinnenalltag aussieht, was mir beim Schreiben hilft und wie die neue Buchreise zum nächsten Buch aussieht, das liest Du ab sofort regelmäßig hier - auf meinem Blog.
Schön, dass du mitliest!
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